Die alte Rheinbrücke bei Wesel hatte noch einen Pfeiler in der Hauptschifffahrtsrinne und musste daher erneuert werden. Dazu wurde zunächst eine neue Rheinbrücke errichtet, nach deren Inbetriebnahme dann die daneben liegende alte Stahl-Fachwerkbrücke rückgebaut werden musste. Dabei sollte die Schifffahrt möglichst wenig beeinträchtigt werden.
Zeitraum:
2011 bis 2014
Leistung:
Erarbeitung eines Sondervorschlags zur Abwicklung. Planung und Ausführung der technischen Lösung zum Rückbau der alten Rheinbrücke.
Beschreibung:
Die alte Stahlfachwerkbrücke überspannte drei Felder mit einer Spannweite von 97,00 m, 150,00 m und 97,00 m. Gegründet wurde jeweils auf einem Lager am Ufer, sowie auf zwei Pfeilern im Rhein.
Der Rückbau erfolgt in mehreren Phasen.
- Zuerst wird die Brücke auf beiden Pfeilern hydraulisch gehoben, um das Mittelfeld zu entspannen. Dann wird die Brücke im Mittelfeld zentral in zwei Hälften geteilt. Der Rückbau erfolgt im Weiteren zunächst mit der rechtsrheinischen und dann mit der linksrheinischen Brückenhälfte. Die Brückenhälften werden zur jeweiligen Landseite raus gezogen. Dazu muss der Brückenkörper über den Pfeiler auf ein landseitiges Traggerüst gezogen werden, auf dem er stückweise abgebrannt werden kann.
- Zum Verziehen des Brückenkörpers werden „Wippträger“, die von C. O. Weise extra für dieses Bauvorhaben entwickelt wurden, auf dem Pfeiler montiert. Hierfür wird die Brücke auf dem Pfeiler zunächst ca. 1m hydraulisch angehoben. Dann werden mit Hilfe eines an der Wartungsschiene der Brücke konstruierten Verfahrwagens jeweils zwei Träger gleichzeitig unter der Brücke entlang gefahren und höhengenau in den Lagerachsen unter die Brücke geschoben. Ein Wippträger hat dabei ein Gewicht von ca. 15 Tonnen.
- Nachdem die Brücke auf den insgesamt vier Wippträgern aufgelagert ist, kann begonnen werden die Brücke hydraulisch auf die Landseite zu ziehen. Hier ist es elementar, dass die Wippträger funktionierten, da die Brücke nur in den Knotenpunkten des Tragwerks (alle 12,5 m) Last aufnehmen kann. Der Wippträger wird mittig auf dem Pfeiler aufgelagert. Ein Knotenpunkt des Fachwerks liegt zunächst auf einem hydraulischen Gleitlager direkt über der Mitte des Wippträgers. Während die Brücke landeinwärts gezogen wird, rutscht der Knotenpunkt des Tragwerks vom zentralen Lager des Wippträgers, dieser neigt sich auf die Seite der Belastung und drückt auf der anderen Seite durch die Wippbewegung das in 12,5 m Abstand vorbereitete nächste Hydraulikgleitlager unter den nächsten Knotenpunkt. Der Wippträger gleicht sich so selbstständig aus.
- Dieses Verfahren läuft solange weiter, bis das wasserseitige Ende der Brücke kurz davor ist vom Pfeiler gezogen zu werden. Zu diesem Zeitpunkt wird ein Traggerüstturm zur Unterstützung auf einem Ponton an die Landseite des Pfeilers unter die Brücke geschwommen. Durch Ablassen von Ballastwasser im Ponton wird der Turm unter die Brücke gedrückt, bis sich der Brückenkörper vom Pfeilerlager hebt und nur noch auf dem Landseitigen Lager und dem Ponton aufliegt. Der Brückenkörper kann dann auf dem Ponton an Land gezogen und abgebrannt werden.
- Mit der zweiten Brückenhälfte wird ähnlich verfahren, nur muss dort kein Ponton zum Einsatz kommen, da eine Flachwasserzone zur Gründung eines Traggerüstturms genutzt werden kann.